In der westlichen Schulmedizin werden die Organe in Begriffen ihrer anatomischen Struktur und physiologischen Funktion erklärt. In der östlichen Schulmedizin, der traditionellen chinesischen Medizin dagegen ist die Annäherung an die Körperfunktionen etwas anders. Als Organe werden funktionelle Einheiten des Körpers bezeichnet. Deshalb findet das, was man sich hier typischerweise unter einem Organ vorstellt (z.B. Herz, Leber, Magen, usw.) eine viel weitere Bedeutung und Anwendung wenn man mit den Regeln TCM an den Körper herantritt. Die anatomische Struktur eines Organs ist in der TCM nicht so wichtig wie seine Yin-Yang Eigenschaften oder seine Beziehung zu den anderen Organen. Die chinesische Medizin kennt fünf Yin-Organe und sechs Yang-Organe, bzw. "wu-zang-liu-fu".
Was sind diese Yin-Yang Organe? Die Yin-Organe (Zang) umfassen Leber, Herz, Milz, Lungen und Nieren. Das Perikard (der Herzbeutel) wird sozusagen als "sechstes" der fünf Yin-Organe angesehen, besser nennen wir es eine Einheit, Herz-Herzbeutel (die klassische Erklärung des Herzbeutels als Minister des Kaisers Herz führt hier im Moment zu weit). Die Aufgaben der Yin-Organe sind Produktion, Transformation, Regulation und Speicherung fundamentaler Substanzen wie Qi , Blut und Körperflüssigkeiten bzw. -säfte. Yin Organe haben in der Regel keinen Hohlraum. Mit westlichen Begriffen sind es die parenchymatösen Organe.
Die sechs Yang-Organe (Fu) werden von Gallenblase, Magen, Dünn- und Dickdarm, Blase und dreifachem Erwärmer ausgemacht. Der dreifache Erwärmer hat keine physische Struktur und wird als funktionelle Einheit angesehen. Die Yang-Organe sind im wesentlichen dafür zuständig Nahrung zu verdauen (=aufzuschliessen) und die Nährstoffe dahin zu übertragen, wo sie benötigt werden. Normalerweise handelt es sich bei einem Yang-Organ um ein Hohlorgan.
In der TCM ist die Grundlage der physiologischen Funktionen eine harmonische Beziehung zwischen den Yin- und den Yang-Organen. Eine zentrale Bedeutung hat hier die Theorie der Beziehung zwischen Innen und Aussen, die besagt, dass die inneren Organe zu Yin und die äusseren Organe zu Yang gehören. In der westlichen Naturheilkunde hat sich mittlererweile sowieso schon lange die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Darm die Schnittstelle zwischen Innen und Aussen ist und das am meisten äussere Organ bezogen auf den Kontakt zu körperfremden Stoffen ist. Hier findet das "Aussen" Eintritt in den Körper. Die Yin-Organe tendieren dazu, gegenüber den Yang-Organen die wichtigere Rolle in Bezug auf die Behandlung von Disharmonien zu sein. Yin- und Yang-Organe korrespondieren in der unten stehenden Weise: